Arbeitsweise

Die Arbeitsweise der Jugendarbeit im „Pöstli“ orientiert sich an den Ausführungen der Grundlagen zur offenen Kinder- und Jugendarbeit des Dachverbandes DOJ (2018). Neben diesen Prinzipien ist die Beziehungsarbeit zu den Jugendlichen zentral. Das Vertrauen, welches Jugendlichen den Jugendarbeitenden entgegenbringen, macht die offene Jugendarbeit wertvoll. Durch die Niederschwelligkeit entstehen persönlichen Gesprächen in denen die Höhen und Tiefen ihres Lebens spürbar werden. Sensible Informationen aus solchen Gesprächen können in schwerwiegenden Fällen durch die Form der Intervention im Team reflektiert werden, um mögliche Handlungsansätze abzuleiten. Diese Arbeitsweise kommt auch bei auffälligen Beobachtungen der Jugendarbeitenden zum Einsatz.

 


Grundprinzipien

 Die folgenden Grundprinzipien basieren auf Erfahrungen und Theorie der Sozialen Arbeit. Sie stehen im direkten Bezug zueinander und sind als gleichwertig zu verstehen.

 

Lebensweltliche

Orientierung

  • Orientierung an den Bedürfnissen, Lebenslagen und Lebensbedingungen
  • sozialräumlichen Bezüge

Bildung

 

  • Angebote welche informelle Bildungsgelegenheiten im Alltag fördern
  • ungeplante Lernprozesse, die keinem vorgegebenen Plan und Ziel folgen

Offenheit

 

  • offen für soziokulturelle Vielfalt und verschiedenen Lebenslagen, -stile
  • orientiert sich an den Bedürfnissen der Zielgruppe
  • konfessionell und parteipolitisch unbeteiligt
  • breites und ausdifferenziertes Angebot
  • unterschiedliche Methoden und Angebotsformen

Freiwilligkeit

 

  • Alle Angebote sind freiwillig und finden in der Freizeit statt
  • unterstützt die Selbstbestimmung und ist eine Voraussetzung für echte Partizipation.

Niederschwelligkeit

 

  • einfachen, raschen und freien Zugang
  • flexibles und unbürokratisches Bereitstellen und Gestalten von Freiräumen und Ressourcen

 


Partizipation

Die politische Gemeinde Gossau ZH nimmt Jugendliche gemäss Jugendschutz-Kodex: „als wichtige Bevölkerungsgruppe mit eigenen kulturellen und gesellschaftlichen Bedürfnissen ernst und bezieht sie aktiv in Gestaltungsprozesse mit ein (Gemeinde Gossau, 2015, S.3).“ Aus diesem Grund legt die Jugendarbeit des Jungentreffs Pöstli einen speziellen Schwerpunkt auf die Thematik der aktiven Beteiligung sowie der Mitwirkung und Mitbestimmung der Jugendlichen. Es gibt kein schematisches Konzept zur Gestaltung der Partizipation welches lange Gültigkeit hat, da diese Prozesse laufend mit den freiwilligen Beteiligten gemäss ihren Bedürfnissen entwickelt und ausgehandelt werden. Das Einsetzen eines Betriebsteams hat sich jedoch bewährt und Beispiele der Umsetzung sind aus der folgenden Tabelle zu entnehmen.

 

Mitsprache

Mitwirkung

Selbstbestimmung

Der Pöstlibetrieb, Anlässe und Projekte werden mit Jugendlichen zusammen geplant.

Nach jeder Aktivität führen die Jugendarbeitenden gemeinsam mit den Jugendlichen eine Auswertung durch.

Jugendliche werden nicht nur in die Planung und Auswertung einbezogen, sondern erhalten Raum selbständig und nur mit der nötigen und gewünschten Unterstützung Projekte und Anlässe zu organisieren.

Sämtliche Planungslisten und Arbeitsverteilung im Betriebsteam werden von den Jugendlichen selber übernommen. Teammitglieder verantworten gewisse Arbeitsbereiche selbständig.

 

Der partizipativ geführte Betrieb, sowie die Durchführung von Projekten sind wichtige Lernort für den Erwerb demokratischer Bildung. Die übernommenen Aufgaben und erworbenen Kompetenzen der Jugendlichen werden in Sozialzeitausweisen festgehalten und den Jugendlichen ausgestellt.

 


Arbeitsprinzipien

 Die folgenden gleichbedeutenden Arbeitsprinzipien orientieren sich an theoretischen und methodischen Erkenntnissen der Sozialen Arbeit.

 

Ressourcenorientierung

 

  • Orientierung am Potential der Zielgruppe
  • Raum schaffen um individuelle Stärken kennen zu lernen
  • Möglichkeiten generieren um Wirksamkeit erfahren zu können

Bedürfnisorientierung

 

  • regelmässig und niederschwellig Erkundigungen um Interessen und Anliegen der Zielgruppen zu kennen
  • Situationsanalysen von Sozialräumen durchführen, um flexibel auf sich verändernde Bedürfnisse reagieren zu können

Geschlechtsreflektierter

Umgang

 

  • Stereotypen und Rollenzuweisungen thematisieren
  • Unterstützt im Umgang mit geschlechtsspezifischen Herausforderungen
  • Wissen um sexuelle und geschlechtliche Vielfalt

Reflektierter Umgang mit

kulturellen Identifikationen

 

  • Vorurteilsfrei gegenüber ethnischer und religiöser Identifikationen
  • Anregung zur Auseinandersetzung kultureller Vielfalt
  • Reflexion eigener Werten und Haltungen

 


Beziehungsarbeit

Die Beziehungsarbeit ist Ausgangspunkt für die Jugendarbeit im Jugendtreff Pöstli. Es handelt sich hier um eine bewusste und von Seiten der Fachperson professionell geführte Beziehung mit der nötigen Abgrenzung. Nicht nur mit den Besuchenden, sondern insbesondere im Betriebsteam, bestehend aus freiwilligen Jugendlichen, werden die Beziehungen herzlich aber mit dem nötigen Abstand ausgelebt. Wenn immer möglich wird bei der Begleitung und Beratung bewusst auf die Genderthematik und die Bedürfnisse der Jugendlichen Rücksicht genommen.

 

Eine gelungene Beziehungsarbeit zeichnet sich durch gegenseitiges Vertrauen, Beständigkeit und Kontinuität aus. Basierend auf dieser Grundlage können die Jugendarbeitenden Grenzen aufzeigen und über Werte und Normen mit der Zielgruppe diskutieren. Auch wenn Jugendliche gewisse Grenzen überschreiten, versuchen die Jugendarbeitenden auf eine Art und Weise zu reagieren, dass es nicht zum Kontaktabbruch kommt. Das Verhalten der Jugendlichen kann in solchen Fällen als Ausgangspunkt für Lern- und Entwicklungsprozesse genutzt werden.